Bericht LSV-Wanderung vom 15.08.2020
Diemtigtal: Anger – Stand – Anger
Sommerwanderung des LSV vom Samstag, 15. August 2020.
Fast auf den Tag genau vor fünfzehn Jahren, d.h. am 22. August 2005 erlebte das Diemtigtal seine schwerste Überschwemmungskatastrophe in seiner Geschichte. Die beiden Bäche Chirel und Fildrich schwollen nach tagelangen Regenfällen zu tobenden Wildwassern an und rissen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte. In Oey wurden Häuser, Strassen, Brücken, selbst die Bahnlinie demoliert. Es herrschte das pure Chaos. Menschen kamen keine zu Schaden.
Heute präsentiert sich der Fildrich in ganz anderer Form. Vom Parkplatz Anger aus (diesen erreicht man auf der Fahrt zur Grimmialp kurz nach dem Dörfchen Zwischenflüh), wandern wir dem munter glucksenden Gewässer entlang. Niemand würde erwarten, dass er sich auch von einer ganz anderen Seite zeigen kann. Aber Natur ist Natur und diese ist immer wieder für Überraschungen gut. In gut dreiviertel Stunden erreichen wir das Dorf Schwenden.
Hier drehen wir nach Westen und wissen, dass ab jetzt nicht ganz 1000 Höhenmeter auf uns warten. Der Karrweg führt zuerst in einen Talkessel, dem Creux du Van im Jura nicht unähnlich. Bald verlassen wir die Strasse und es beginnt der schönste Teil unserer Wanderung. Ein schmaler, optimal angelegter Pfad schlängelt sich durch den Weeriwald hinauf. Bald haben wir den Blick frei auf die Berge ringsherum. Im Osten die Galmscheibe, die Männliflue und den Drümännler, im Süden das Gsür, das Rauflihorn, dahinter – etwas versteckt – das Albristhorn, im Südwesten das Rothorn und die Spillgerte und direkt vor uns das Seehorn.
Wir steigen in gemächlichem aber stetigem Tritt und erreichen nach 1¾ Stunden den Sattel zwischen Meniggrat und Stand. Nach einer kurzen Trinkpause nehmen wir die letzten Meter in Angriff und stehen nach ziemlich genau drei Stunden seit dem Abmarsch auf dem höchsten Punkt unserer Wanderung, auf 1‘939 Meter über Meer. In Corona-Zeiten gibt es zum Gipfelerfolg weder ein Händeschütteln noch ein Küsschen, nein, die Ellbogen müssen herhalten.
Nach der Mittagspause geht es zurück zum Sattel, dann via die Alpen Vordermenigen und Menigwald zum Bergrestaurant Sennhütte. Kaffee und Dessert rufen. Die Wirtin weiss zu erzählen, dass es heuer viel Futter für das Vieh gäbe. Sie hätten die Kühe im Frühjahr zwei Wochen früher als gewöhnlich auf die Alp treiben können. Vor zwei Wochen habe man sie ins Tal gebracht, weil es viel Gras habe und jetzt könne man die Alp nochmals für fünf Wochen nutzen. Von Lockdown somit keine Spur.
Nach der Verpflegung geht es dem Bergweg nach nur noch abwärts. Wir queren den Hang, auf welchem im Winter und Frühling Hunderte von Skitourengängern dem Meniggrat zustreben und wieder zu Tal brausen. Jetzt ist vom Rummel nichts zu sehen, wir sind weit und breit die Einzigen. Statt dem Wanderweg zu folgen, der über die geteerte Strasse geleitet wird, nehmen wir die Direttissima, querfeldein. Nachdem auch diese Passage gemeistert ist, beenden wir die Tour bei unseren Fahrzeugen.
Unfallfrei am Ziel anzukommen hat jeweils oberste Priorität. Dieses Ziel haben wir erreicht – dank der umsichtigen Verhaltensweise aller Teilnehmenden.
Ich bedanke mich.
Fabio
Wer mehr über die Überschwemmungskatastrophe lesen und eindrückliche Bilder sehen will, hier der Link zur Gemeindeverwaltung Diemtigen: www.diemtigen.ch
Unter der Rubrik Portrait, Unwetter 2005 wählen